VERANSTALTUNG
Literatur
In der Werkstatt: Arnold Stadler
Lesung
Arnold Stadler
© Hans-Christian Marxen
In der Werkstatt: Arnold Stadler
Arnold Stadler und Karin Graf im Gespräch

23.06.2024 | 17 Uhr

Lesung

Eintritt: 7 € (ermäßigt: 5 € (Mitglieder des Freundeskreises, Schüler, Studenten und mit Behindertenausweis)


Als Arnold Stadler bereits vor 25 Jahren der Georg Büchner-Preis verliehen wurde, hielt der inzwischen verstorbene Schriftsteller und Kritiker Peter Hamm die Laudatio, der er den Titel gab: „Arnold Stadler oder Das übermütig vertuschte Unglück“:

Sie beginnt mit dem Satz: „Arnold Stadlers Bücher sind zum Lachen. Aber das Lachen, das sie auslösen, enthält stets schon sein eigenes Dementi.“ Und fast am Ende heißt es: „Peter Handke, der neben Martin Walser zu den frühesten Stadler-Begeisterten gehörte, hat von dessen Büchern nicht nur gesagt, sie seien die eines mit sich selbst oft erschreckend strengen Kindes und balancierten kühn »zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit«, sondern auch dies, dass sie, so wie andere Bücher kein mehrmaliges Lesen vertragen, kein einmaliges Lesen vertrügen, weil beim einmaligen Lesen der aus dem Mündlichen herrührende Darsteller- oder Schauspielergestus den eigentlichen, den geschriebenen Text von Stadlers Büchern zu verdecken drohe. Auch, möchte ich hinzufügen, erscheinen die für Stadlers Bücher so kennzeichnenden Abstürze zwischen zu großer Sehnsucht und zu großer Ernüchterung beim ersten Lesen leicht nur als stilistisches Ungleichgewicht. Beim zweiten Lesen entdeckt man dann, daß immer Scham die Urheberin solcher Brüche ist, Scham, welche die Herkunft der Komik aus der Verzweiflung vertuschen will durch rasche Tonlagenwechsel.“ Auch 25 Jahre später kann man das Besondere, das Arnold Stadlers Schreiben so spontan mitreißend macht und einen so langen Nachhall erzeugt, nicht besser beschreiben.

Arnold Stadler wurde am 9. April 1954 in Südbaden geboren und wuchs  in dem kleinen 500 Seelen-Dorf Rast bei Meßkirch auf. Er studierte katholische Theologie in München und Rom, anschließend Germanistik in Freiburg und Köln. Promotion 1986 mit der Dissertation Das Buch der Psalmen und die deutschsprachige Lyrik des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 2006 erhielt er überdies die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin. Nach langen Reisen, die ihn unter anderem nach Südamerika  und in den Nahen und Fernen Osten führten, machte Stadler in den 1980er Jahren das Schreiben zu seinem Beruf.

Für sein literarisches Werk erhielt er zahllose Auszeichnungen, Preise und Ehrungen. Stadler ist Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Außerdem ist er Mitglied im Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels und Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Im Jahre 2009 erschien das Autorenbuch „Als wäre er ein anderer gewesen: Zum Werk von Arnold Stadler“, herausgegeben von Pia Reinacher.

weitere Informationen (Ehrungen/Preise/Publikationen) zu Arnold Stadler

Karin Graf (Literaturagentin, Übersetzerin, Unternehmerin) war nach dem Studium der Germanistik als Journalistin tätig, sie prüfte etwa für den WDR neu erschienene Romane auf Verfilmbarkeit. Später arbeitete sie im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, unter anderem für den Rowohlt Verlag und das Berliner Ensemble. Seit den Achtzigerjahren übersetzte sie zahlreiche erzählende Werke und Lyrik aus dem Englischen ins Deutsch.
1995 gründete sie in Berlin gemeinsam mit Heinke Hager die Literatur- und Medienagentur„ Graf & Graf“, eine der ersten in Deutschland, die heute etwa 250 Autoren betreut und sieben Mitarbeiter hat. Darunter finden sich zahlreiche Preisträger wie Robert Menasse Katja Lange-Müller, Takis Würger, F.C. Delius, Maria Cecilia Barbetta, Jonas Lüscher, Navid Kermani, Karl Schlögel, David Wagneer. Die Sachliteratur hat neben der Belletristik einen nicht ganz kleinen Anteil am Agenturprogramm, die Filmrechte-Abteilung hat Renommee, sodass zwei mittelständische Verlagsgruppen exklusiv vertreten werden. Seit 2006 ist sie Mitinhaberin der Kultur- und Konzeptagentur „Graf & Frey“.

Die Literaturagentin ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Sie lebt in Berlin und Syrakus.
 
Auszeichnungen (Auswahl):
Neben Stipendien des Deutschen Literaturfonds und der Rockefeller- Stiftung erhielt sie 1990 den Helmut M.-Braem- Übersetzerpreis sowie 1998 gemeinsam mit ihrem Ehemann, Joachim Sartorius, den von der Heinrich Maria-Ledig-Rowohlt-Stiftung verliehenen Paul Scheebart-Preis für Lyrikübersetzungen.
 
Übersetzungen (Auswahl):
Seit 1980 hat Karin Graf eine Vielzahl von Werken namhafter AutorInnen übersetzt, u.a. von Bruno Bettelheim, Freud und die Seele des Menschen, Düsseldorf 1984; Edward Bond, Großer Frieden, Frankfurt (M.) 1987; Robert Coover, Geralds Party, Reinbek bei Hamburg 1987, und Casablanca, Spätvorstellung, Reinbek bei Hamburg 1990; Joan Didion, Demokratie, Köln 1986; Jim Morrison, Die verlorenen Schriften, Band 1: Wildnis. München 1989; V..S. Naipaul, u.a.:. An der Biegung des großen Flusses, Köln 1980; Dunkle Gegenden, Frankfurt am Main 1995; Meine Tante Goldzahn, Köln 1981; Das Rätsel der Ankunft, Köln 1993; Jayne Anne Phillips, u.a. Überholspur, Frankfurt am Main 1987; Salman Rushdie, Mitternachtskinder, München [u. a.] 1983;  Scham und Schande, München [u. a.] 1985; Susan Sontag , So leben wir jetzt, Zürich [u. a.] 1991; William Carlos Williams,  Paterson, München 1998 (übersetzt zusammen mit Joachim Sartorius) und Virginia Woolf, Am Mittelmeer, Frankfurt am Main 1995.