Das Herrenhaus Edenkoben
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Das Herrenhaus Edenkoben ist ein privates Künstlerhaus, in dem bildende Künstler, Komponisten und Schriftsteller leben und Residenzstipendien wahrnehmen können. Sie werden durch eine international zusammengesetzte Jury ausgewählt. In Ausstellungen, Lesungen und Konzerten stellen die Stipendiaten sich und ihre Arbeit vor. Weitere namhafte Künstler tragen zur Erweiterung des Veranstaltungsprogramms bei. Das barocke Anwesen liegt in der Südpfalz westlich von Edenkoben mitten in den Weinbergen, mit weitem Blick in die Rheinebene, auf die Berge und Schlösser des Haardtgebirges, und auf den Schwarzwald. Der als Künstlerhaus genutzte Teil des von einer hohen barocken Mauer eingefriedeten Anwesens umfasst neben zwei Ateliers fünf Wohnungen und mehrere Gästezimmer, einen Veranstaltungssaal und einen ebenfalls Veranstaltungen dienenden Keller sowie ein Kelterhaus und ein weiträumiges Hof- und Gartengelände

Hausgeschichte

Die Anfänge des Herrenhauses, im Volksmund so genannt nach seinen früheren adligen Eigentümern, liegen im Dunkel. Der älteste Teil, nämlich der nördliche Keller unter dem Hauptgebäude, gehörte augenscheinlich zu einer früheren Anlage. Darauf wurde spätestens im 17. Jahrhundert der nördliche Teil des Hauptgebäudes errichtet. Wahrscheinlich aus der gleichen Zeit stammt der Ostteil des Stalltraktes; wohl auch das kleine Verfügungsgebäude zum Waschen, Backen und der Verrichtung der Notdurft. Jedenfalls entstand – so ist es dokumentiert --1736 ein Verbindungsbau zwischen dem Stalltrakt und dem nach dem Nordteil errichteten südlichen Teil des Hauptgebäudes. Weitere Ergänzungen und Umbauten wurden im 19. Jahrhundert vorgenommen. Ein früher Eigentümer war Freiherr Heinrich von Stengel, in Neustadt ansässiger Landschreiber des Kurfürsten Karl Theodor von Mannheim, der später nach München umsiedelte. Noch vor der französischen Revolution verkaufte er das Anwesen an seinen Schwiegersohn Baron Joseph von Wimpfen. Anfang des 19. Jahrhunderts, also nach den Revolutionskriegen, ging das Anwesen in bürgerliche Hände über, nach einigem Hin und Her 1809 an Vorfahren der heutigen Eigentümer namens Dambach, dann Hinzler, später Stahl.

120 Jahre lang wurde darin feinster Leinendamast gewebt und damit auch das bayrische Königshaus versorgt.  

Anfang der 1980er Jahre wurde das Anwesen von Barbara und Prof. Dr. Konrad Stahl erworben und nach umfassender Renovierung 1987 als Künstlerhaus mit Ateliers, Wohnungen und Veranstaltungs- und Ausstellungsräumen eingerichtet. Von 1987 bis 1997 wurde das Haus als Künstlerhaus gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz betrieben. Seither ist es eine rein private Einrichtung, in der Kunst entstehen, gelebt und erlebt werden kann.

  


Kunst und Künstlern begegnen

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Im Herrenhaus in Edenkoben ist auch für den Gast etwas zu spüren von jener schöpferischen Energie, die hier nach neuen Wegen sucht, sich auf Unwägbares, auf Wagnisse einzulassen bereit ist mit unbestimmtem Ausgang. Hier soll Neues entstehen, das Zeit braucht und sich Zeit nimmt. Vielfalt, Offenheit, nicht jedoch Beliebigkeit prägen das Profil des Herrenhauses.
Das Herrenhaus Edenkoben bietet sich an als Ort der Begegnung, in dem Komponisten, Bildende Künstler und Schriftsteller aus ihrem jeweiligen Arbeitsalltag aufeinander zugehen, die künstlerischen Möglichkeiten und Grenzen anderer Kunstbereiche aus der Nähe erleben und so ihren künstlerischen und persönlichen Horizont erweitern können. Oft führen diese Begegnungen zu gemeinsamen künstlerischen Projekten. Wir sind froh darüber, dass unsere Besucher an diesen Früchten teilhaben können.

Kunst, Literatur und Musik unter einem Dach

Weltoffen ist dieses Künstlerhaus allemal. Eingeladen werden Stipendiaten vieler Nationen: aus Argentinien, Armenien und Ungarn, aus Frankreich, Indonesien, Italien und Portugal wie aus Deutschland und Polen und anderen Ländern. Wir empfinden sie als Bereicherung und wir laden Besucher von nah und fern ein, diesen künstlerischen Reichtum mit uns zu teilen. Über die Jahre ist im Herrenhaus eine Atmosphäre entstanden, in der auch das ungewohnt Neue weder abgehoben noch einschüchternd oder unnahbar erscheint. In unsern Konzerten, Lesungen und Vernissagen wird die Atmosphäre bestimmt von einem ganz unbefangenen Umgang zwischen Künstler und Publikum.Gemeinsames Essen und Trinken bietet unser Freundeskreis nach allen Veranstaltungen an. Dazu gehören auch persönliche Gespräche mit Musikern, Autoren oder den Künstlern des Abends.


In aller Stille entsteht, was will und muss.
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Die wenigsten Künstler, Komponisten und Autoren können sich ganz auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren. Allein schon zum Überleben sind sie oft gezwungen, zeitraubende Nebentätigkeiten anzunehmen. Wir wollen den ausgewählten Stipendiaten die Möglichkeit geben, sich bei uns für mehrere Monate ausschließlich ihrem Werk und der Freude am künstlerischen Schaffen zu widmen. Das ist nur eine kurzfristige Lösung. Und dennoch kann sie, wie wir immer wieder erfahren, eine Menge bewirken.

Zeit haben

Im Herrenhaus hat man Zeit. Deshalb ist es ein guter Ort für künstlerische Ereignisse, für Begegnungen, die zunächst einmal Stille brauchen, Ungestörtheit, um sich ereignen zu können. Erst später kommt dann der Wunsch, so Entstandenes nun doch auf ein Forum zu ziehen, wenn auch vielleicht zunächst auf ein stilles, nachdenkliches. Und wir sind gerne dazu bereit, ein solches Forum anzubieten, in gewisser Weise gegen die schnellen Strömungen der Zeit, oder doch ein wenig abseits davon.


Eine enge Gemeinschaft von Künstlern und Freunden der Kunst


Unsere Idee eines Künstlerhauses hat uns eine seltene Symbiose aus renommierten Künstlern, aktiven Mitgliedern, stillen Förderern und mittlerweile über 180 Stipendiaten beschert, deren Arbeit großzügige Stifter unterstützen. Nur so ist es uns gelungen, zu einer anerkannten Kulturinstitution in der Region und weit darüber hinaus zu werden. Wir sind dankbar für die große Zahl an Künstlern, die sich unserer Sache verbunden fühlen und ohne Gage bei uns auftreten. Wir wissen das zu schätzen. So kommen unsere Besucher hier in den Edenkoben in den Genuss von Veranstaltungen, die sonst nur in den Metropolen zu finden sind.

Es ginge nicht ohne das Engagement vieler Freunde

Eine funktionierende Einrichtung zur Förderung der Künste, die trotz hohem profesionellem Anspruch ohne ein hohes Budget auskommt, ist in der heutigen Zeit sicher eine Rarität. Der Freundeskreis des Hauses macht das Herrenhaus zu einer solchen Rarität. Er trägt die finanzielle und praktische organisatorische Verantwortung für das Veranstaltungs-Programm. 

Es engagieren sich zahlreiche Mitglieder als ehrenamtliche Helfer bei den Vorbereitungen, der Durchführung und Gestaltung der Veranstaltungen. Dieses freiwillige Engagement verleiht dem Projekt nicht nur seine besondere intime und familiäre Ausstrahlung, sondern erspart ihm auch jene Betriebs- und Personalkosten, die andernorts einen großen Teil des Budgets verschlingen.